Baldenau vernascht den Favoriten

Wie 2016: Mit Bischofsdhron holt sich wieder ein B-Ligist den Kreispokalsieg.

Das Kreispokalfinale in Longkamp fand vor 450 Zuschauern mit der SG Baldenau einen überraschenden, wie auch verdienten Sieger. Das Team des im Urlaub weilenden Trainers Peter Petry, das von dessen Assistent Michael Eck ausgezeichnet eingestellt worden war, gewann gegen den A-Ligisten SV Zeltingen-Rachtig nach einer überragenden kämpferischen Leistung mit 2:0 und holte sich erstmals den Kreispokal.

Wer gedacht hatte, Zeltingen-Rachtig würde wie ein Orkan über den B-Ligisten aus dem Hunsrück hinwegfegen  und so wie vor fünf Jahren den Kreispokal in die vereinseigene Vitrine stellen, sah sich bereits nach zwei Minuten getäuscht. Da nämlich stand es bereits 1:0 für den Vizemeister der Kreisliga B1, die SG Baldenau Bischofsdhron. Kapitän Heiko Pfeiffer war es, der nach einem kollektiven Tiefschlaf der Moselaner die SG-Führung markiert hatte.  Zeltingen antwortete mit wütenden Angriffen und Einbahnstraßenfußball in Richtung Bischofsdhroner Tor. Sven Pazen lief allein auf SG-Torhüter Justin Derigs zu, Aaron Zehringer versuchte es einen Moment später mit einem Lufper, aber Derigs blieb erneut Sieger. Dann probierte es Max Wilbert aus 13-Metern - und verpasste nur knapp das Ziel. Ein Schlenzer von Kapitän Florian Blesius wurde im letzten Moment gegen die Latte gelenkt. So zelebrierten die Moselaner zwar einen druckvollen Angriffsfußball, doch die Baldenau sorgte mit ihren Konterattacken stets für brandgefährliche Momente.

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Michael Ecks Schachzug

Ein Schachzug von Michael Eck, dem Trainerassistenten des etatmäßigen Coaches Peter Petry, Heiko Pfeiffer als Mittelstürmer mitten ins Getümmel zu schicken, erwies sich als goldrichtig. Pfeiffer ging weite Wege, war immer anspielbereit und beschäftigte die Zeltinger Abwehr mehr, als ihnen lieb war. Als Daniel Gutweiler, der von Eck die Order hatte, aus allen Lagen abzuziehen, in der 19. Minute mit Schwung aus 25 Metern mit einem perfekt getroffenen Vollspannschuss in den Winkel das 2:0 erzielte, wurde es ruhig im Zeltinger Lager. Dass der Außenseiter nach 20 Minuten bereits komfortabel in Front lag, hatte kaum jemand im Vorfeld für möglich gehalten. Zeltingen war auch in der Folge mit gefühlten 75 Prozent Ballbesitz ausgestattet, doch entscheidend kam der A-Ligist nicht hinter die letzte Linie der Baldenau, die geschickt verteidigte und die Defensivräume zügig zulief. Alex Schiffmann traf für Zeltingen nur das Außennetz, ein Seitfallzieher von Jonathan Kuhn verfehlte sein Ziel ebenso nur knapp. Erst Florian Zimmer sorgte mit einem 25-Meter-Distanzschuss nach der Zeltinger Dauerbelagerung für Entlastung. Zeltingens Coach Karl-Heinz Gräfen brachte für den schwachen Schiffmann mit Dennis Dusemund einen weiteren Stürmer, der mit seiner Schnelligkeit und Kopfballstärke für Gefahr sorgen sollte. Der bediente prompt Wilbert, der per Kopf das Tor des B-Ligisten allerdings um wenige Zentimeter verfehlte. Im Pech war Zeltingen, als Blesius aus Nahdistanz an der Latte scheiterte und Pazens Nachschuss im letzten Moment geblockt wurde. Zur Abwechslung tauchte Pfeiffer mal wieder gefährlich in der Zeltinger Gefahrenzone auf, doch sein Schlenzer schweifte um Haaresbreite vorbei.

Zeltingen-Rachtig fehlt die Präzision

Dem Favoriten lief so langsam die Zeit davon, zumal sich Überhast, Nervosität und daraus resultierende Ungenauigkeiten offenbarten. So fehlte bei Schüssen von Benjamin Lenz, Blesius und Dusemund die Präzision. Die SG Baldenau verteidigte leidenschaftlich und biss sich in die Zweikämpfe. Immer wieder war ein Bein dazwischen, vereitelte so gute Schusspositionen. Als Omid Mostofis letzter Versuch, noch mal zum Zeltinger Anschlusstreffer zu kommen, verpuffte, war die Sensation perfekt. Wie im Vorjahr die SG Bruch/Gladbach/Niersbach siegte mit der SG Baldenau wieder ein B-Ligist und feierte mit dem Kreispokalsieg den größten Vereinserfolg in ihrer Geschichte. (L.S.).

SG Baldenau – SV Zeltingen-Rachtig 2:0 (2:0)

SG Baldenau: Derigs – Eck, Zerwes, Bader, Greber, Lengert (67. Reichert), Marx, Grim (46. Ziegenhagel), Zimmer (83. Martini), Pfeiffer, Gutweiler.

SV Zeltingen-Rachtig: Griebler – Kuhn, Jakoby, Lichter, Geller (63. Mostofi), Lenz, Wilbert, Pazen, Blesius, Schiffmann (46. Dusemund), Zehringer (73. Ehses).

Tore: 1:0 Pfeiffer (2.), 2:0 Gutweiler (19.)

Schiedsrichter: Jürgen Michalski (Grenderich)

Zuschauer: 450 in Longkamp

Stimmen zum Spiel

Michael Eck, Trainer der SG Baldenau: „Die Mannschaft war fokussiert auf dieses eine Spiel und hat eine phantastische kämpferische Leistung abgerufen. Der unbändige Wille war ausschlaggebend. Wir haben nicht nur gewartet, sondern auch selbst die Initiative übernommen. Wir freuen uns über den größten Erfolg in unserer Vereinsgeschichte.“

Karl-Heinz Gräfen, Trainer des SV Zeltingen-Rachtig: „Wir hatten zwar die größeren Spielanteile, doch die letzte Entschlossenheit hat gefehlt. Den Willen kann ich der Mannschaft nicht absprechen. Wir haben in der zweiten Halbzeit brotlose Kunst gespielt, der Gegner hat um jeden Zentimeter gekämpft.“

Heiko Pfeiffer, Kapitän SG Baldenau: „Der Zusammenhalt in der Mannschaft, der Ehrgeiz und die positive Einstellung waren entscheidend heute. Jeder hat von der ersten bis zur 90. Minute einen Klasse Einsatz gezeigt. Zeltingen war uns spielerisch überlegen, wir dagegen gnadenlos effektiv. Das Tor habe ich mit dem Ohrläppchen und der Schulter gemacht, Hauptsache aber, der Ball war drin.“

Björn Griebler, Torwart des SV Zeltingen-Rachtig: „Wenn man die vielen Dinger nicht macht, braucht man sich am Ende auch nicht zu wundern, wenn man verliert. Das erste Gegentor war ein Querschläger, beim zweiten konnte ich gar nichts machen. Die Chancen, das Spiel zu drehen, waren da, doch die letzte Zielstrebigkeit vorm Tor hat gefehlt.“

Daniel Gutweiler, Torschütze zum 2:0: „Ich habe optimal abgezogen und fand mit Vollspann den Weg ins Herz. Der Trainer hatte mir immer wieder eingebläut, aus der zweiten Reihe abzuziehen, sonst würde er mich in der Halbzeit auswechseln.“

Ralf Weber, Zweiter Vorsitzender SG Baldenau: „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, aber auch ein bisschen Glück dabei. Denn Zeltingen traf auch zweimal die Latte. Die Jungs haben sich das absolut verdient, jetzt genießen wir diesen Erfolg." (L.S.).