Der Verbandsbeirat hat die Runde wegen der Corona-Pandemie abgebrochen. Während kein Team aus den Amateurligen absteigen muss, dürfen die Ersten aufsteigen – grundsätzlich. In knappen Angelegenheiten muss nun der Verband indes noch Härtefallregelungen treffen.

Am Ende ging alles ganz schnell:  In einer nur rund zweistündigen, virtuellen Sitzung hat der Beirat des Fußballverbandes Rheinland (FVR) am Samstag Vormittag einstimmig dafür votiert, dass die Saison bei den Herren-, Frauen und der Jugend von den jeweiligen Rheinlandligen bis hinunter in die Kreisligen aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie mit sofortiger Wirkung abgebrochen wird.

Damit stehen grundsätzlich die Tabellenersten als Aufsteiger fest. Maßgebend ist der Zeitpunkt des (ersten) Abbruchs am 13. März. Sportliche Absteiger sieht das vom FVR-Präsidium vorgeschlagene und in einer Abstimmung von 83,5 Prozent aller teilnehmenden Vereine akzeptierte  Konzept keine vor – es sei denn, Mannschaften, die am Tabellenende stehen, wollen sich freiwillig in die niedrigere Klasse zurückziehen. Verzichtet der Spitzenreiter auf den Sprung in die nächsthöhere Liga, soll es keinen Nachrücker geben.

Ist der Tabellenerste indes nicht aufstiegsberechtigt, weil die obere Mannschaft desselben Vereins in der betreffenden Klasse spielt, steigt an seiner Stelle die nächstplatzierte Mannschaft auf. So etwa in der Mosel-Kreisliga C I: Die SG Altrich II darf trotz ihrer souveränen Tabellenführung nicht hoch, weil die erste Garnitur in der B-II-Klasse spielt. Nachrücker ist der SV Hetzerath II, dessen erste Mannschaft nun aus der B- in die A-Klasse aufsteigt. Die SG Zell II auf Rang drei hat die gleiche Anzahl an Punkten, aber eine Partie mehr ausgetragen.

Offene Fragen um den Rheinland- und die Kreispokale

Mit dem Antrag auf Abbruch der Saison bezieht sich das Präsidium des FVR auf den Beschluss des DFB-Vorstandes vom 3. April. Danach können die Landesverbände für den Fall, dass die Spielrunde aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht zu Ende gespielt werden kann, flexible Regelungen für den Abbruch und die Wertung der Spielrunden beschließen.

Entgegen früherer Ankündigungen aus Verbandskreisen gibt es nun doch noch keine klaren Entscheidungen, was die Pokalrunden auf Rheinland- und Kreispokalebene angeht. Und das nach FuPa-Informationen vor allem, um eventuell doch noch die vollen Leistungen gegenüber Namenssponsor Bitburger erbringen zu können. So heißt es nun, dass das Präsidium „auf Vorschlag der jeweiligen spieltechnischen Ausschüsse zu gegebener Zeit über die Fortsetzung des Kreispokals bzw. über die Teilnahme der Kreismannschaften an der Rheinlandpokalrunde 2020/2021 entscheidet“. Auch ob beziehungsweise wann die verbleibenden Partien des Bitburger Rheinlandpokals 2019/20 ausgetragen werden, stehe noch nicht fest.

Eventuell gelingt es noch, die verbleibenden Spiele in Turnierform, womöglich vor Saisonbeginn auszutragen. Sollte aber der Spielbetrieb dann noch weiterhin ruhen müssen, würde der Kreispokal beendet und alle Mannschaften nähmen am Rheinlandpokal teil. Das wären dann ohne die Bezirksligisten 61 Mannschaften", berichtet Walfried Hacken, Vorsitzender des Fußballkreises Eifel.

Sein Kollege aus dem Kreis Mosel, Walter Kirsten, sagt zum eindeutigen Abstimmungsergebnis: "Es gab unterm Strich für uns keine andere Entscheidung, als den Abbruch herbeizuführen. Das war das klare Stimmungsbild unter den Vereinen – und nicht etwa, die Saison im Herbst zum Beispiel fortzuführen." Neben den Vorsitzenden der neun FVR-Kreise und weiteren Vertretern aus diesen gehören dem Beirat auch die Präsidiums- und Ehrenmitglieder des Verbands an.

Verband entscheidet über Härtefälle

„Eine absolut gerechte Lösung“, weiß Kirsten, „gibt es in einer solch außergewöhnlichen Phase wie der Corona-Krise, die wohl nur einmal in 100 Jahren vorkommt, nicht“. Dabei hätte sich das FVR-Präsidium „sehr viele Gedanken gemacht“.

Einige Vereine sehen sich in Aufstiegsrennen um ihre Chance gebracht, zumal hier und da aufgrund von Spielausfällen die Tabellen ein diffuses Bild aufweisen.

Liegen Teams wie etwa in der A-Klasse Mosel mit dem SV Zeltingen-Rachtig und der SG Mont Royal Enkirch punktgleich und nur durchs Torverhältnis getrennt an der Tabellenspitze, steigen beide auf. Das sieht die Abstimmung des Beirates ebenso vor, wie die Regelung, keine Relegationsspiele durchführen zu lassen. Anders im Jugendbereich: Hier können „zur Ermittlung von Aufsteigern nach Wiederaufnahme des Spielbetriebes Relegationsspiele durchgeführt werden. Daran kann bei Verzicht des Tabellenersten der jeweilige Tabellenzweite und bei dessen Verzicht der Tabellendritte teilnehmen“, heißt es in einer Mitteilung des FVR.

Härtefallregelungen könnten hier und da greifen. Das haben FVR-Verantwortliche in Gesprächen mit FuPa während der vergangenen Wochen immer wieder durchblicken lassen. Mehr als nur einen Aufsteiger wird es so voraussichtlich in der Mosel-B-I-Liga geben. Die SG Baldenau Bischofsdhron führt zwar mit 38 Punkten aus 16 Spielen (2,375 Zähler pro Spiel)das Klassement an, würde aber bei der vom FVR im Falle von schiefen Tabellenbildern angewandten Quotientenregelung  hinter den SV Gonzerath (2,466) auf Rang zwei zurückfallen. Knapp dahinter liegt die SG Hilscheid/Gielert (36 Punkte/15 Spiele/2,4).

Baldenaus Vorstand Achim Welgen sieht deshalb bei seiner Spielgemeinschaft einen Härtefall: „Der Tabellenzweite Gonzerath und der Tabellendritte Hilscheid haben ein Spiel weniger ausgetragen, dass sie hätten gegeneinander bestreiten müssen. Und egal, wie dieses  ausgegangen wäre, wären wir in jedem Fall Erster oder Zweiter in dieser Staffel geblieben und hätte somit unabhängig von der Quotienten-Regelung bei gleicher Spielanzahl die Aufstiegsmöglichkeit gehabt.“ Hinzu komme, dass die fehlende Austragung dieses Verfolgerduells seines Erachtens nicht der Spielordnung des Fußverbandes Rheinland entspreche: „Das Spiel wurde nicht zeitnah ausgetragen, sondern vier Mal neu angesetzt.“

Über den Baldenauer Antrag, den Welgen dem FVR bereits zukommen gelassen hat, muss nun der Spielausschuss des Verbands entscheiden. Eine Beschwerde dagegen verhandelt das Präsidium.

Hilscheid/Gielert plant nach Angaben von Spieler und Vorstandsmitglied Kevin Kohl keinen Antrag auf eine Härtefallregelung: „Es ist zwar schade, weil wir gegen Gonzerath nicht mehr ran durften, wir akzeptieren das aber so. Wir liegen nun mal punktemäßig hinter Gonzerath.“

Knapp geht es auch in der C-Liga Mosel/Hochwald zu: Nach Angaben des Trier/Saarburger Kreisvorsitzenden Hans-Peter Dellwing hat die DJK Pluwig-Gusterath II (32 Punkte/14 Spiele/Quotient: 2,286) einen Antrag in Koblenz gestellt, neben Spitzenreiter Ruwertal II (38 Punkte/16 Spiele/Quotient: 2,375) aufsteigen zu dürfen.

Start der neuen Saison steht wegen Corona völlig in Sternen

Da derzeit völlig offen ist, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden darf, hat der FVR noch keine Regelungen für die neue Spielzeit getroffen – auch, was den Zeitpunkt des Saisonstarts und eventuelle Änderungen im Spielmodus angeht.

Was den Start in die neue Saison angeht, hofft der Speicherer Coach Wagener, dass „es nicht erst in einem halben Jahr wieder richtig losgeht“. Er befürchtet, dass „dann vielleicht zehn oder gar 20 Prozent der Amateurkicker aufhören, weil sie „völlig aus dem Rhythmus sind und den Bezug zum Fußball eventuell verloren haben könnten“.

Wenig Hoffnung hat Mosel-Kreisvorsitzender Kirsten, was eine schnelle Rückkehr auf den Platz angeht. „Ich glaube kaum, dass das vor Oktober was wird. Das Virus ist noch nicht besiegt. Und die Gesundheit geht einfach vor.“